Warum die Langstrecke?

Das frage ich mich tatsächlich mehrmals auf jedem dieser Abenteuer und trotz allem ist diese gar nicht so leicht zu beantworten. Angefangen hat alles eigentlich mit meinem ersten Gravelbike, einem Breezer Radar Expert aus dem Jahre 2018. Natürlich bin ich auch schon vorher Rad gefahren, doch hat sich dieses durch das Gravelbike verändert. Ich habe das Umland vom Harz bis zur Heide, von Hannover bis Magdeburg ganz neu entdeckt. Und mit jeder Tour wurden auch die Strecken länger. Mit dem Orbit 360 kam dann eine sportliche Komponente dazu, wobei es mir hier nicht nur um Zeiten ging, sondern viel mehr um die Optimierung der Dinge

Ich bin schon mein ganzes Leben Outdoor unterwegs und sobald man anfängt seine Ausrüstung selbst zu tragen, fängt man auch an diese zu optimieren. Vielleicht habe ich genau deshalb eine kleine Equipment-Macke, vielleicht war das alles aber auch schon vorher da …  Auf jeden Fall bin ich seit vielen Jahren dabei mein Zeug für die verschiedenen Aktivitäten zu verbessern. Diese Ultra Endurance-Langstrecken-Geschichte hat das aber nochmal auf ein neues Level gehoben.

Natürlich geht es auch um die körperliche und mentale Herausforderung. Auf der einen Seite ist es die Motivation für das Training, sich die Zeit zu nehmen, um fit zu bleiben und/oder fitter zu werden. Auf der anderen Seite aber auch sich selbst immer besser kennenzulernen. Ist es für mich möglich, sieben Tage am Stück 170 km und 3500 hm zu fahren, das wäre glaube ich die Minimalleistung auf dem BBBR, um nicht aus der Wertung zu fallen.

Und die Menschen, die Menschen, die sich über die gleichen Dinge Gedanken machen, wie haben die sich vorbereitet, wie sieht deren Setup aus, was treibt sie an? Mit Gleichgesinnten in Kontakt zu kommen ist ja immer eine spannende und bereichernde Geschichte.

Warum also der Bohemian Border Bash?

Er ist sehr gut zu erreichen, Start und Ziel sind an einem Ort, wodurch die logistische Herausforderung so klein wie möglich bleibt. Ich kann innerhalb eines Tages mit dem Zug oder wenn nötig mit dem Auto an- und abreisen, wodurch ich für den Event nur eine Woche Urlaub benötige. Natürlich reizen die Namen wie Atlas Mountain oder gar Silkroad Mountain Race, doch wäre das für den Einstieg ein wenig Dicke, zumal das Fliegen natürlich auch einen gewissen Beitrag leistet. Und ich wollte unbedingt eine Gravelveranstaltung, denn das ist es doch was wir lieben.

„Das Rennen ist ein einstufiger Ultra-Endurance-Radwettbewerb auf der Straße und im Gelände ohne Unterstützung von außen. Start und Ziel sind der Nationalpark Böhmisch-Sächsische Schweiz. Die Route folgt den alten Grenzgebieten Böhmens über die Überreste jahrhundertealter Straßennetze, die bis heute bestehen. Die Fahrer werden auf ihrer rund 1300 km langen Reise um Böhmen, über Landesgrenzen hin und her und durch Deutschland, Österreich, Polen und die Tschechische Republik antreten. Mit über 24.000 Höhenmetern wird es ein Test für die Fähigkeiten jedes Fahrers und ein wahres Abenteuer sein – ein Rennen, das es mit Ultra-Langstreckenrennen auf fernen Kontinenten aufnehmen kann, und doch hier, mitten in Europa.“

So könnte man die Beschreibung des Veranstalters übersetzten, welche es natürlich genau trifft. Doch möchte ich an dieser Stelle gar nicht zu sehr auf den sehr gut organisierten und absolut zu empfehlenden Event eingehen, sondern viel mehr auf meine Vorbereitung, was kam alles in was für Taschen und wie habe ich die Tage im Sattel erlebet.

Meine Vorbereitungen laufen vermutlich schon seit ca. 5 Jahren, vielleicht auch schon sehr viel länger … so oder so ähnlich, fühlte es sich zumindest kurz vor dem Rennen an. Ernsthaft habe ich kurze Zeit nach dem Big Bash den Entschluss gefast, das Race zu fahren.

Grundsätzlich sitze ich so gut wie jeden Tag auf dem Rad, versuche alle Wege in meinem Alltag damit zu erledigen. Das sind in der Regel 25 km Arbeitsweg pro Tag fünfmal die Woche, plus den ein oder anderen Schlenker, den man halt so macht. Am Samstag stehe meist andere Dinge im Vordergrund und am Sonntag versuche ich schon 50 bis 150 km zu erledigen und beizeiten natürlich mehr. Weiter versuche ich ein bis zweimal die Woche, fünf bis zehn Kilometer zu Laufen, was mir leider nur sehr selten gelingt.

Für den BBBR hatte ich mir eigentlich vorgenommen, an den Tagen, an denen ich nicht laufe, eine kurze 30 km Einheit auf dem Rad zu absolvieren oder zumindest eine Yoga Einheit einzubauen. Auch diese Wochen, in denen mir das gelang, kann ich leider an einer Hand abzählen.

Zusätzlich zu dem Genannten, hatte ich mir den ein oder anderen Orbit rausgepickt und wollte jeweils zwei, drei und als Generalprobe vier Tage am Stück meine Fitness und mein Setup in möglichst rennähnlichen Bedingungen testen.

So viel zur Theorie, in der Praxis sah es dann am Ende leider ganz anders aus. Zum einen, weil mir hier und da sicher ein wenig die Disziplin fehlt, zum anderen aber auch aus zeitlichen Gründen. Und manchmal ist es auch einfach Pech. Vier Wochen vor dem Start stürzte ich auf dem Weg zur Arbeit, genau einen Tag vor meiner Generalprobe. Somit fehlten mir nicht nur die vier Tage, sondern auch noch die darauffolgende Woche.

Wie zu erahnen, ging ich also mit sehr gemischten Gefühlen zum Start meines ersten Ultra-Endurance-Rennens.

Die Wahl des Bikes war eigentlich sehr früh klar. Mit dem Cannondale Topstone Carbon, ich bin eigentlich ein Freund von Stahlbikes, hatte ich bereits so viele Kilometer absolviert und das auch auf winterlichen Bikepacking-Touren, wodurch das Bike bereits sehr gut vorbereitet war und ich seine Vorteile zu schätzen wusste. Lediglich der Antrieb sollte noch ein wenig optimiert und der Licht- und Ladebetrieb auf einen Nabendynamo umgebaut werden.

Auf dem Cannondale Topstone 3 von 2023 ist ein Shimano GRX 2×11 Mix verbaut. 600er STI’s und Kurbel, 400er Bremsen und ein 810er Schaltwerk. Eine wirklich gut funktionierende und sehr geläufige Kombination. Für die bevorstehenden 24000 hm fehlte mir aber der Omagang. Hier standen mir nun mehrere Möglichkeiten zur Verfügung. Die günstigste Variante wäre einfach eine 11/40er Kassette zu verbauen. Das schafft das 810er Schaltwerk auch ohne Goatlink. Zusätzlich gibt es für die GRX Kurbeln, anstatt der 46/30 Kettenblattkombination, die Möglichkeit 44/28 zu verbauen. Am Ende, vermutlich weil ich Dinge auch immer ausprobieren muss, wurde es aber eine 11/42er Kassette mit der genannten 44/28er Kurbelgarnitur. Um die 42er Kassette aber sauber fahren zu können, musste ich auf ein 812er Schaltwerk mit dem Schaltkäfig einer Shimano XT Schaltung zurückgreifen. Dieser sicherlich etwas aufwändigere Umbau bescherte mir aber eine ohne Einschränkung perfekt laufende Schaltung mit einer satten Übersetzungsbandbreite von 600%.

(interessieren würde mich hier auch eine 11/46er Kassette, dann könnte man sicher nicht mehr klein/klein Schalten, würde aber auf eine Bandbreite von 657% mit einem sehr viel leichteren Gang kommen. Vielleicht hat hier jemand bereits Erfahrungen gesammelt … )

Mein Laufradsatz habe ich mir Ende 2020 bei Schlüterbikes in Braunschweig bauen lassen. Eine DT Swiss GR531 Felge mit 350er Naben und Sapim Race Speichen. Dieser hat sicherlich bereits 30000 km absolviert, sieht inzwischen auch recht bescheiden aus, läuft aber immer noch hervorragend. Diesen habe ich, ebenfalls bei Schlüterbikes, durch ein neues Vorderrad mit dem Son28 Nabendynamo ergänzt. Als Licht kam bei mir die Supernova DY Pro, mit der ich mehr als nur zufrieden war, zum Einsatz. Als Laderegler musste mein altes Busch und Müller E-Werk her halten. Die ausbeute soll hier nicht unbedingt die Beste sein, hat für das tägliche Laden meines IPhones und des Wahoo Element Roam aber bestens gereicht.

Ich musste hier lediglich einen Schalter zwischen Quelle und Verbraucher legen, damit ich den Betrieb der Lampe und das Laden selber regeln konnte und nicht der Lichtsensor in der M99. Ein Betrieb der Lampe mit gleichzeitigen Laden ist hier nicht möglich, hat mich aber auch nicht gestört.

Als Pedale kommen bei mir die Shimano XTR SPD Klickpedale zum Einsatz, hier gibt’s nichts zu meckern, seit vielen Jahren einfach perfekt. Beim Sattel bin ich irgendwann beim SQlap 614 hängen geblieben, der funktioniert bei mir gut. Und beim Lenker kann ich den Deda Gera Alloy, kombiniert mit den Redshift Cruise Control Bar Grips empfehlen. Zwar habe ich nach derartigen Veranstaltungen immer noch leichte neuronale Ausfallerscheinungen an den Händen, konnte diese hiermit aber deutlich reduzieren. Die Wahl der Reifen viel auf die Pirelli Cinturato RC X, welche es leider nur in einer 40 mm Variante gab.

Bei den Taschen habe ich auf Revelate Designs zurückgegriffen. Die Ripio Rahmentasche passt einfach perfekt in den Topstone Rahmen und die Spinelock Satteltasche ist die beste Satteltasche, die ich bis jetzt in den Händen halten durfte. Auch die Magtank Oberrohr Tasche gehört inzwischen zu meinen Lieblingen, sodass lediglich zwei uralte Blackburn Carryall Bags am Lenkeraufsatz nicht von Revelate Designs kamen. Die Aerobars kommen von Profildesign.

In den Taschen hatte ich …

meinen Schlafkram:

Thermarest Uberlite Isomatte, Thermarest Vesper 45F Quilt, Patagonia Micro Puff Jacke, Icebreaker Unterhose, Long Sleeve und Leggings, Falk Merino Socken, eine Buff Merino Mütze und ein MSR E-Bivy Biwaksack (alles in der Satteltasche).

Mein Werkzeug:

Cankbrother Multitool, Lezyne Minipumpe, MaXsalami Tubeless Kit, einen Ersatzschlauch, Milkit Tubelessmilch, eine 20ml Spitze mit Verlängerung, Schlauch und Mantel Patches plus Vulkanisierer, Ventilwerkzeug, Reifenheber, drei Ketteglieder, zwei Quicklinks plus Werkzeug und ein paar Ersatzschrauben und so (alles im oberen Teil der Rahmentasche).

Mein Hygiene Kram:

Zahnbürste, Zahnpasta, ein kleines Handtuch, Feuchttücher, Klopapier, Balea Melkfett, Bepanthen antiseptische Wundcreme (je nach Bedarf im oberen Teil der Rahmentasche oder in der Satteltasche).

Meine Verpflegung:

Ca. ein Liter Maltodextrin/Fruktose Pulvermix im ZIP-Beutel, Nahrungsergänzugs-Kapseln für Elektrolyte und so (alles in dem oberen Teil der Rahmentasche) und all das, was ich in den vielen Läden unterwegs so finden konnte (überall da, wo Platz war). Und Wasser, eine 800 ml Flasche für den Pulvermix (Carry all Bag) und den 3 L Apidura Wassersack (im unteren Teil der Rahmentasche).

An hatte ich die Rapha Cargo Bib Short, mit einem Everve Kurzarmtikot. Falke Merino Socken, Rahpa Merino Beinlinge und ein Merino Langarmtrikot. Meine Regenjacke ist eine Arcteryx Alpha FL, die Regenhose eine Gorewear C5 und mein Schuh der Fizik Terra Ergolace X2.

Der Start war am Samstag den 02.09. bei Sonnenaufgang. Ich hatte mir fest vorgenommen, es ruhig anzugehen, schnell den eigenen Rhythmus zu finden und nicht zu overpacen. Das gelang recht gut und zügig waren die ersten Kilometer drin. Im Vorfeld hatte ich mir natürlich auch Gedanken über mein tägliches Vorankommen gemacht, kam hier aber schnell zum Entschluss mir keine Ziele, sondern nur ein Zeitlimit zu setzten. 22:00 Uhr hielt ich für eine gute Idee um dann 5 Stunden zu Schlafen. Natürlich plus, minus, da ich unbedingt auf meinen Körper hören wollte. Hauptsache Schlafen, wenn es dunkel ist, um die Helligkeit auf dem Rad zu nutzen.

Bevor ich Checkpoint 1, voller Freude über mein gutes Vorankommen, gegen frühen Abend erreichte, wechselte der Kurs von Schotter auf Asphalt und im selben Moment machte sich ein deutliches spür- und hörbares Klackern bemerkbar. Ich hatte mir tatsächlich einen amtlichen Nagel am ersten Tag meines ersten Langstrecken Rennens eingefahren. Etwa 1130 km lagen zu diesem Zeitpunkt noch vor mir.

„Das kann doch nicht gut gehen, habe ich überhaupt schon einmal ein derartiges Exemplar erwischt, warum denn gerade jetzt, was ist das denn für eine Scheiße“

Zu ersten Mal machte ich mir tatsächlich ernsthafte Sorgen. Bis dato, wir waren wie erwähnt zwar noch am ersten Tag, fühlte sich mein Körper ok an. Die ein oder andere, immer mal wieder auftretende Blessur machte sich zwar bemerkbar, aber nichts was nicht händelbar wäre, wenn es am nächsten Morgen wieder weg war. Aber eine derartige Verletzung des Mantels, zu einem so frühen Zeitpunkt, könnte zu einem richtigen Problem werden.

Ich bereite alles vor, legte die Zange, mit den Fingern war da nichts zu machen, und die Nadel mit Tubelesswurst bereit. Das Loch hatte ich bereits nach oben gedreht, um nicht zu viel Milch zu verlieren. Beim Rausziehen musste ich fast noch einmal nachfassen, da ich nicht mit einem 60 mm Nagel in meinem 40 mm Reifen gerechnet hatte. Im gleichen Atemzug war die Wurst platziert und das Loch wieder unten. Es schien zu halten, musste nicht einmal nachpumpen, da ich erst einmal mit etwas weniger Druck beginnen wollte. Hätte schlimmer kommen können, das Monster hätte mir auch mein Tubelesstape oder was auch immer vernichten können.

Erfreulicherweise hielt die Salami erstaunlich gut und der Defekt verlagerte sich gedanklich ein wenig nach hinten, da der Kurs am zweiten und dritten Tag nicht weniger anspruchsvoll wurde. Die leichten Schmerzen am rechten Innenknie, waren zwar am nächsten Morgen wieder weg, melden sich im Laufe des Tages aber mindestens eine Stunde früher. Zu dem Knie gesellte sich irgendwann die rechte Achillessehne, auch ein alter Kollege. Zum Glück aber alles in einer akzeptablen Intensität, so dass ich eigentlich ohne wirkliche Einschränkungen weiterfahren konnte. Am dritten Tag musste ich dann gegen Mittag bereits ein wenig den Druck von der Pedale nehmen, konnte aber stehts weiter fahren. Gegen Abend hatte ich das Gefühl, dass die Schmerzen sich ein wenig abschwächten und zeitweise auch gar nicht mehr zu spüren waren. Könnte ein Mittel werden, den alten Körper ins Ziel zu bringen.

Am vierten Tag wartete ich bereits von Beginn an auf die zu erwartenden Unannehmlichkeiten, doch irgendwie blieben diese aus. Auch gegen Nachmittag funktionierten meine Sehnen und Gelenke wie am ersten Tag. Ich wurde mutiger, sagt mir aber, dass ich es nicht übertreiben sollte, doch der aufkommende Fahrspaß führte automatisch zu ein wenig mehr Pace und kürzeren Pausen. War ich im Rennen angekommen?

Es war irgendwann am Nachmittag eines fast euphorischen Tages, als das passierte, was eigentlich schon überfällig war. Der plötzliche Luftverlust an meinem Hinterrad. Die Wurst war schnell erneuert und wenn diese genauso lange hält wie die Alte, dann fahren wir zusammen ins Ziel. Vermutlich war mir meine nach wie vor gute körperliche Verfassung ein wenig zu Kopf gestiegen. Keine 30 km später spuckte der Reifen die Salami aus wie einen Kirschkern nach erfolgreichem Verzehr der Frucht. Eine erneut, deutlich tiefer gesetztes und mit frischer Milch verfeinertes Exemplar, hielt auch keine 50 km. Ich stand also vor der Wahl es mit einem Patch, mit denen ich noch keine Erfahrungen sammeln konnte oder meinen einzigen Schlauch zu versuchen.

„Warum habe ich Idiot eigentlich nur einen Schlauch mitgenommen?“

Es wurde der Schlauch. Ist es doch das System, welches uns so viele Jahre auf unseren Radreisen erfolgreich begleitet hatte. Voller Vorfreude. Nun endlich wieder Kilometer zu machen, setzte ich meine Reise fort. Und tatsächlich traten andere Dinge wieder in den Vordergrund. Weiterhin ließen mich meine obligatorischen Wehwehchen in Ruhe, doch hinterließen die vielen Kilometer und Höhenmeter und die teils Anspruchsvollen Trails ihre Spuren. Es war wichtig im Rhythmus zu bleiben, ausreichend zu trinken und eigentlich ununterbrochen zu essen.

„Ride, eat, sleep a little bit.”

 … funktionierte inzwischen recht gut. Und Dinge, die laufen, sollte man nicht unterbrechen. Das sah mein Hinterreifen anders, doch das erste Loch war zügig geflickt und das Ding wieder am Rollen. Das kurz darauffolgende zweite Loch traf mein Gemüt schon etwas stärker, wodurch ich wohl auf einem sehr steinigen und leicht verbockten Trail meinte, eine etwas langsamer fahrende Familie auf unvernünftige Weise zu überholen. Der Durchschlag am Vorderreifen war perfekt, ein Loch in der Lauffläche, eins klassisch direkt an der Felge. Die letzten Salamies waren schnell verbraucht, die letzte Milch verfüllt. Auf quasi dem letzten Loch konnte ich mir einen zweiten Schlauch besorgen, wodurch auch bald die letzten Flicken ihren Einsatz fanden. Leider setzte sich diese Misere bis 30 km vor dem Ziel fort. Vielleicht fühlte ich mich auch aufgrund der vielen kleinen Extrapausen körperlich immer noch recht gut. Der Kopf hatte aber ganz schön zu schaffen, wenn man 30 km vor dem Ziel erneut sein Rad auseinandernimmt.

Am meisten Sorgen machten mir bereits vor dem Start aber die vielen, für mich noch nicht greifbaren Höhenmeter. Wie würden Körper und Geist reagieren, wie lange kann ich diese immer wieder an ihre Grenzen bringen? Erstaunlicherweise hielt die Quälerei sich aber in Maßen, wurden hingegen die Traumhaften Ausblicke zu funktionierenden Belohnungen, wodurch Belastungen erträglicher schienen. Und kamen Mensch und Material doch mal an ihre Grenzen, war das Schieben des Bikes eine willkommene Abwechslung. Ist es doch erstaunlich wie unterschiedlich die Belastungen sind, wie sich gar nicht allzu ferne Muskeln erholen, während andere alles geben. Am Ende war das aber alles egal denn, am Freitag, den 08.09.23 hatte ich gegen Nachmittag meinen erstes Ultra-Endurance-Rennen gefinished.

Und schon bevor ich das Ziel erreichte, war mir klar, dass der BBBR nicht mein letzter Ultra-Cycling-Event sein wird. Denn neben den gerade geschilderten Problemen, hatte ich auch erstaunlich viel Spaß. Jeder der viel Fahrrad fährt, genießt vermutlich diese Zeit. Die vielen Stunden, welche ich in diesen knapp sieben Tagen auf dem Rad verbracht habe, waren aber noch mal etwas Anderes. Dieser Spirit, der von so einer Veranstaltung ausgeht, die vielen, unglaublich netten Menschen, die einem immer wieder auf dem Weg begegnen, die mit Liebe erarbeitete Route, welche einen durch so fantastische Landschaft führt, hebt die Hochs auf bis dato noch nicht erlebte Ebenen, dass all die Tiefs an Bedeutung verlieren. Dank an all die Menschen, die das ermöglicht haben, die ich kennen lernen dufte, die mich inspirieren und mir die Kraft und die Freiheit geben meinen Träumen zu folgen.

Und natürlich vielen Dank an Andrej, für diesen Event, für diese unglaubliche Route, für die unvergesslichen Eindrücke und für die Hingabe für diesen so außergewöhnlichen und so bereichernden Sport.

Würde ich etwas ändern, wenn ich das Rennen noch einmal fahren würde? aber so was von!

50 mm Reifen, egal ob 650b oder 700c und eine 40 mm Federgabel würde auch nicht schaden. Definitiv mehr Platz für meine Sachen. Ich musste jeden Morgen gut packen, um alles sauber zu verstauen, was am Abend wiederum dazu führt, dass ich länger brauche um mein Lager zu bereiten. Hier wird es in Zukunft immer einen gesonderten Packsack geben, in dem ich mein Schlafkram komfortabel und separat verstauen kann. Auch kann ein wenig mehr leerer Raum den ich während der Fahrt erreichen kann, nicht schaden. Gilt es doch die Standzeiten so kurz wie möglich zu halten und Dinge auf dem Rad zu erledigen.

Auch möchte ich in Zukunft ein wenig mehr, wenn überhaupt möglich, auf meine Ernährung achten. Zwar bin mit dem ganzen Junkfood erstaunlich gut zurechtgekommen, doch kann es ja nicht schaden die Ernährung so normal wie halt möglich zu gestalten. Auch möchte ich die Nahrungsergänzung weiter optimieren, um meinen Körper bestmöglich zu versorgen. Ich bin gespannt was die Zukunft so bringt …

Geschrieben von : Jörg

Verbringt seine Zeit am liebsten unter freiem Himmel, liebt lange Tage im Sattel und kann das nächste Abenteuer kaum erwarten. "In der Natur gelten andere Regel, die uns in dieser schnellen Welt am Boden halten"

3 Comments

  1. Torsten 27. Dezember 2023 at 8:57 - Reply

    Ich hatte heute früh eigentlich nach dem nächsten Termin einer Feierabend-Runde mit euch geschaut und bin auf den Artikel gestoßen.
    Danke dafür. Das hat Spaß gemacht zu lesen.

    • Jörg 27. Dezember 2023 at 9:54 - Reply

      Hey Torsten,
      vielen Dank, das freut mich. Die nächste Ausfahrt findet am 04.01. statt. Start um 18 Uhr wie immer am Showroom. Sobald die Strecke Steht werde ich das hier posten.
      Komm gut ins neue Jahr.

  2. Torsten 27. Dezember 2023 at 21:38 - Reply

    4,1. hab ich noch frei…könnte passen. 🤩

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