Die Frage sollte doch eher heißen: Warum denn erst jetzt. Der Begriff des Querfeldein Bikes entstand schon Anfang des 20. Jahrhunderts und der Randonneur gibt es seit den ersten Paris–Brest–Paris Veranstaltungen Anfang der 1930er. Doch all die Jahre gerieten sie zwar nicht in Vergessenheit, befanden sich aber tief im Schatten vom Rennrad, Mountainbike und Co. Was also macht das Gravelbike erst jetzt so erfolgreich?

Ist es die komfortablere Geometrie, sind es die Scheibenbremsen, die breiten Reifen? Oder hat wirklich alles seine Zeit? Sehnt sich der Mensch von heute mehr denn je nach einem Ausgleich, nach Erfüllung abseits des beruflichen Alltags? Ist es eine Kombination aus neuem Gesundheits- und Umweltbewusstsein, verbinden wir hier das Nützliche mit dem Notwenigen? Oder ist es ein Zusammenspiel all der Dinge zur richtigen Zeit? Und was haben wir bloß vor dem Gravelbike gemacht?

Wenn ich mich im Braunschweiger Umland so umschaue, finde ich viel Asphalt und den meistert man nun mal am besten mit dem Rennrad, teilt ihn aber zum größten Teil mit einer teils fahrradfeindlichen Autowelt. Erst im Salzgitter Höhenzug, im Harz, der Asse oder dem Elm finden wir Trails auf dem das MTB so richtig rockt. Doch was ist mit all den Feldwegen, den Schotterpisten und Waldautobahnen, den Single Trails in all den kleinen Wäldern, den teils einsamen Verbindungen zwischen den wenig verbliebenen Flecken einsamer Natur in diesen dicht besiedelten Landen.

Erst das Gravelbike ließ mich den Herter See, die Oker Auen bei Vienburg, die sandigen Trails am Rieseberg oder den endlosen Single Trail im Oderwald erblicken. Aus seiner Tür zu treten und einfach mal drauflosfahren, ob Asphalt, Schotterpiste oder Trail, alles ist machbar alles macht Spaß. Aber auch der Heidschnucken Weg, der Hexenstieg oder die Alpenquerung sind möglich. Ob Sportgerät oder Expeditionsvehikel, ob Wochenendausfahrt oder das tägliche Pendel, das Gravelbike macht stehts eine gute Figur.

Für uns ist es diese Eierlegende … und sieht dabei auch noch richtig gut aus. Natürlich ist das Gravelbike auch ein Kompromiss, doch besteht nicht ein großer Teil unseres Lebens aus Kompromissen, und fahren wir damit nicht eigentlich ganz gut? Es muss nicht immer perfekt sein, es muss spaß machen, es soll uns weiter bringen.

Geschrieben von : Jörg

Verbringt seine Zeit am liebsten unter freiem Himmel, liebt lange Tage im Sattel und kann das nächste Abenteuer kaum erwarten. "In der Natur gelten andere Regel, die uns in dieser schnellen Welt am Boden halten"

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