Nachdem ich 2021 ein wenig Blut beim Orbit 360 geleckt hatte, wollte ich, auch wenn ich zu wenig Zeit zum Trainieren hatte, 2022 wieder an einem Gravelevent teilnehmen. Mit seinen 300 km und 5500 hm war der Big Bash für mich zwar schon eine große Nummer, doch bereiteten mir ganze Nächte im Sattel anscheinend Freude. Und da ich für 2023 den Bohemian Border Bash Race auf dem Zettel stehen habe, ist der Big Bash gepaart mit dem Camp, genau das Richtige um reinzuschnuppern.

Vendelin Ondrej Vesely, der Kopf und Organisator hinter der ganzen Veranstaltung, selbst passionierter Gravelbiker, schuf diese einzigartige Veranstaltung mit der Idee Fahrradverrückte zusammen zu bringen, bereits 2019. Nun also im vierten Jahr, präsentierte sich mir eine bis ins Detail organsierte und durchdachte Veranstaltung. Nicht nur das Aufgebot namhafter Sponsoren wie SRAM, Focus, Zipp, Wahoo, Komoot, Ortlieb, natürlich Chimpanzee und vielen mehr, weckte hohe Erwartungen, auch bei der Durchführung selber wurde an alles gedacht.

Nach erfolgreicher Anmeldung bekam ich zügig die Bestätigungsemail mit allem Nötigen und mehr. So wurde der Ablauf und das Benötigte noch einmal detailliert beschrieben. Ort und Zeit, natürlich mit Wegbeschreibungen, Parkmöglichkeiten, falls man doch mit dem Auto anreisen möchte und passend dazu auch gleich ein Carsharing-Angebot. Hinweise zur Anmeldung, natürlich eine Packliste und Infos zum Big Bash selber, sowie eine genaue Übersicht der folgenden Tage.

Der Start des Big Bash war am Folgetag um 07:30 Uhr und mein Plan war es, im Laufe der Nacht wieder im Camp anzukommen. Natürlich konnte man die 309 km und 5450 Höhenmeter auch im Bikepackingmodus mit Übernachtung bestreiten. Und dies schon mal vorweg, bezüglich der wunderschönen Landschaft hätte das definitiv auch Sinn gemacht. Die Strecke hatte mit der Böhmischen und Sächsische Schweiz und dem Jeschkengebirge so einiges zu bieten. Wer hier nun aber mit 300 km feinstem Schotter rechnet, den muss ich leider enttäuschen. Natürlich verbrachte man viel Zeit auf guten Wegen, doch forderten viele Abschnitte mich und mein Bike. Grober, steiniger Schotter, der auch meine 650b Bereifung zum Schwimmen brachte, Wurzeltrails auf denen man sich ein Fully wünschte, verblockte Abfahrten, die zum Schieben einluden und steilste Anstiege über Pfade, die das Bergsteiger Herz hätten höher schlagen lassen. Teilweise machte das Tragen des Bikes mehr Sinn als dieses zu schieben. Und auch wenn ich sicher den ein oder anderen Moment hatte, an dem ich den Scout hätte verfluchen können, möchte ich an dieser Stelle Max Gaumnitz, dem Sieger des diesjährigen Bohemian Border Bash Race und Designer der Big Bash Route danken. Für mich war das genau die richtige Abwechslung zwischen Frustration und Begeisterung, Höhenmetern und Kilometern, zwischen Schieben und Fahren.

Glückwunsch zum Sieg und Danke fürs Basteln.

Eigentlich wollte ich noch vor Sonnenaufgang das Camp erreichen, welches mir aufgrund der angedeuteten Herausforderungen, leider nicht gelang. Die Höhenmeter, das manchmal zu schnelle fahren in einer Gruppe und die ein oder andere Schiebepassage forderten ihren Preis. Und doch kam ich am Ende zwar erst gegen 6 Uhr morgens, aber erstaunlich munter ins Ziel. Und wenn man nach fast 23 Stunden Fahrradfahren, zu einer Zeit bei der sich Andere gerade im Schlafsack noch einmal umdrehen, in einem abgelegenen Camp sein Ziel erreicht, rechnet man nicht mehr mit irgendeinem Empfang. Und so freute es mich um so mehr, dass dem am Ende nicht so war. Zwei mindestens genauso tapfere Kolleg*innen von Komoot harrten die Nacht über aus und empfingen einen jeden Finisher mit einem kühlen Bier. Auch hierfür ein fettes Dankeschön. Denn für mich setzte diese kleine Geste, diesem besonderen Moment, noch mal ein Sahnehäubchen auf.

Nach verdientem Schlaf fand ich Zeit, mir den geilen Fahrradkram der Sponsoren anzuschauen, bevor das Festival am Abend seinen Höhepunkt fand. Eingeleitet durch eine martialische Feuershow, gefolgt von einem mehr als nur standesgemäßen Lagerfeuer und dazu passender Livemusik, fanden noch einmal alle zusammen und Geschichten konnten erzählt und Erfahrungen ausgetauscht werden. All Jenen die das Gravelbike wie ich lieben, kann ich diese Veranstaltung nur ans Herz legen. Ich hatte eine fantastische Zeit und freue mich schon heute auf das nächste Mal, denn der BBBR endet in 2023 zum ersten Mal im Bohemian Border Bash Camp.

Geschrieben von : Jörg

Verbringt seine Zeit am liebsten unter freiem Himmel, liebt lange Tage im Sattel und kann das nächste Abenteuer kaum erwarten. "In der Natur gelten andere Regel, die uns in dieser schnellen Welt am Boden halten"

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