Nachdem ich meinen WTB Riddler nun viele Stunden bearbeitet hatte, seine Haut immer Dünner und spröder wurde und ich zunehmend Probleme mit seiner Pannensicherheit bekam, machte ich mir langsam konkretere Gedanken über neue Reifen und stellte mir auch die „Tubelessfrage“.

Meine Felgen, sind von Haus aus tubeless fähig, welches auch die erste Frage sein sollte, die man sich stellt. Man hört zwar, dass inzwischen so gut wie alle Felgen schlauchlos gefahren werden können, doch habe ich hier keine Erfahrungen und somit auch keine Meinung. Weiter benötigte ich noch eine passendes Felgenband, Ventile, Reifen und die Dichtmilch.

Beim Felgenband und den Ventilen habe ich mich für Schwalbe entschieden, da ich hier nichts Negatives zu Ohren bekommen habe und deren Produkte mich nie enttäuscht haben. Auch die Reifen wollte ich eigentlich im selben Haus kaufen, doch kam für mich vom Profildesigne eigentlich nur der Thunderbird in Frage und dieser ähnelte sich einfach zu sehr mit dem Riddler. Ich wollte was Neues und hatte schon länger ein Auge auf den Treadlite in der Exo TR Version aus dem Hause Maxxis geworfen, welcher es am Ende auch werden sollte.

Bleibt also noch die Milch und liest man hierzu auf der Seite des Reifenherstellers, so solle man darauf achten, kein Dichtmittel mit Amoniak zu benutzen, da diese die Karkasse auf Dauer beschädigen kann. Im Netz findet man hierzu zwar kaum negative Erfahrungsberichte, doch hat mich das und die Umweltverträglichkeit von Amoniak dazu gebracht, mir ein davon freies Produkt zu suchen. Maxxis empfiehlt Tire Plasma von e-Thirteen, welches ich auch gekauft hätte, wenn es zur richtigen Zeit im richtigen Shop auf Lager gewesen wäre. So wurde es Finish Line, welches ohne Amoniak und Latex auskommt und nicht aushärten soll, wodurch nur eine Füllung für ein ganzes Reifenleben benötigt werden soll …

Als erstes müssen nun natürlich die Laufräder raus, der ganze alte Kram, Mantel, Schlauch und Felgenband, runter und dann heißt es erst einmal sauber machen. Die Innenseite, also die Klebefläche für das Tubelessband, sollte hierbei besondere Aufmerksamkeit bekommen. Damit es am Ende auch komplett fettfrei wird, habe ich sowohl Therpentienersatz, als auch Bremsenreiniger benutzt, Vorsicht bei Carbonfelgen, die könnte da ein wenig empfindlich sein. Auf Alu hat beides gut funktioniert und das Band hat sich bis Dato noch kein Stück bewegt. Zum Kleben selber, habe ich das Laufrad wieder in den Rahmen eingespannt, da hier ein genaues Arbeiten leichter von der Hand geht. Achtung: hydraulische Bremsen wollen nicht auf den Kopf gestellt werden, da es hier unter Umständen zu Bremsverlusten kommen kann.

Angefangen habe ich etwa 3 cm vor dem Ventilloch, dieses dann überklebt und unter Spannung das Band genau zwischen die Flanken in das Felgenbett gelegt. Je nach Bauart empfiehl es sich das Felgenband etwas weiter als die Felgeninnenseite, meist 2mm, zu wählen, da beim Kleben unter Zug auch die Wölbungen des Bettes gleich mit eingepasst werden und somit das Band mehr als millimetergenau zur Flanke hin abschließt. Seit hier ruhig genau, da der Mantel am Ende auf dem Felgenband sitzen soll. Am Ende sollte das Ventilloch noch einmal 3cm überklebt werden, damit in diesem Bereich eine stabilere, doppelte Schicht entsteht. Man liest und hört immer mal wieder, dass Felgenbänder im 45 Grad Winkel abgeschnitten werden, besonders bei weiteren Felgen. Ich habe sowohl am Anfang als auch am Ende mit 90 Grad gute Erfahrungen gemacht.

Ist das geschafft können wir uns an das Ventilloch machen. Hier ist es wirklich wichtig nicht einfach zu stechen, das könnte zu Rissen führen, welche später Probleme beim Abdichten machen könnten,  sondern das Loch zu schmelzen. Beim Felgenband von Schwalbe reichte eine heiße Nadel nicht aus, ich musste, um ein wenig mehr Hitze zu erzeugen, auf einen Nagel zurückgreifen, womit ich ziemlich genau die Größe des Loches bestimmen konnte.

Kommen wir zum Ventil selber. Bei Schwalbe besteht dieses aus dem Ventil, der Mutter zum Anziehen und einem kleine Adapterstück, welches zwischen Felge und Mutter die Unebenheit ausgleicht. Hat man eine flache Felge, wie z. B. beim Fatbike, vor sich, kann dieses einfach weggelassen werden. Ist das Ventil an Ort und Stelle, das Adapterstück und Mutter drauf, habe ich mit dem Daumen von innen das Ventil nach außen gedrückt und gleichzeitig die Mutter gut Handfest angezogen. Haben wir beim Kleben und Schmelzen des Bandes sauber gearbeitet, reicht das in der Regel aus. In einem von 4 Aufbauten musste ich im Nachhinein die Mutter mit einer Zange ein klein wenig fester drehen, damit das „Zischen“ endete. Aber bedenkt, alles was fester als Handfest ist, kann nicht mehr von Hand gelöst werden …

Der Rest ging bei mir wie von selbst. Mantel drauf, aufpumpen, habe ich mit einer herkömmlichen Standpumpe gemacht, und auf Maximaldruck bringen. Schon bevor ich diesen erreicht hatte hörte ich deutlich wie der Reifen sich setzte und zu meinem Erstaunen auch abdichtete. Hierbei sollte natürlich darauf geachtet werden, dass die Seiten des Mantels nicht in der Mitte des Felgenbettes liegen, sondern schon vor dem Aufpumpen so nah wie möglich am Felgenrand liegen. Hat man hier Probleme kann man den Mantel auch erst einmal mit Schlauch aufziehen, aufpumpen, der Mantel setzt sich, und beim herausnehmen des Schlauches nur eine Seite des Mantels lösen. Auch kann es helfen, dass Felgenbett ein z.B. mit ein wenig Spülmittel zu schmieren, damit der Reifen leichter in die Flanke springt. Sollte auch das nicht den gewünschten Erfolg bringen, bleibt nur der Kompressor. Wie gesagt, hatte ich keine Probleme, doch kann das bei andren Herstellern auch ganz anders aussehen.

Bleibt noch die Dichtmilch, welche wohl in der Regel durch das Ventil  eingefüllt wird, welches bei Finish Line aufgrund der Fasern nicht möglich sein soll. Somit habe ich auf ein paar Zentimetern den Mantel  von der Felge gelöst, um die Flüssigkeit direkt in den Reifen zu gießen. 120ml haben bei mir gereicht, um bis dato etwa 6 Monate Pannenfrei zu fahren. Im Nachgang habe ich mir eine herkömmliche 20ml Spritze besorgt, mit der man problemlos auch dickflüssige, mit Fasern versetzte Dichtmilch durch das Ventil einfüllen kann. Dies ist besonders hilfreich, wenn man unterwegs nachfüllen muss und gehört bei mir inzwischen zur Standart-Ausrüstung.

Ich bin mehr als zufrieden, habe den Eindruck etwas agiler unterwegs zu sein und würde immer wieder auf Tubeless umbauen. Da ich im Winter andere Reifen fahre als im Sommer und somit zweimal im Jahr umziehe, habe ich zwar ein wenig Mehrkosten, muss aber, wenn es so weiter läuft, weniger flicken, kann sehr viel mehr mit dem Luftdruck spielen und habe etwas weniger rotierende Masse. Ist sicher kein muss, aber ein sehr nettes kann.

Geschrieben von : Jörg

Verbringt seine Zeit am liebsten unter freiem Himmel, liebt lange Tage im Sattel und kann das nächste Abenteuer kaum erwarten. "In der Natur gelten andere Regel, die uns in dieser schnellen Welt am Boden halten"

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